Private Wiese

Unser Kapitän

Uns Kindern warst du in den ersten Lebensjahren die Sicherheitsleine. Du hast uns das Schwimmen gelernt, damit wir über Wasser bleiben.

Dein Schiff hatte immer einen funktionstüchtigen Motor und ein gutes Echolot, um auch durch untiefe Gewässer steuern zu können und nicht zu stranden.
Du warst uns allen die helfende Hand, der aufmerksame Ratgeber, der Steuermann in ruhiger und stürmischer See.
Stets hattest du exakte Ziele und hast das Familienschiff sicher in den Hafen gebracht. Du warst der Kompass mit den klaren Wertvorstellungen, egal, ob Familie, Beruf oder Hobby – du hattest das Steuerrad souverän geführt!

Manchmal kam starker Wind auf, aber auch da hattest du mutig durch die Wellen gesteuert. Ein kluger Kapitän hat ein Gespür dafür, woher der Wind weht und wie das Wetter kommen wird. Immer war da ein Enterhaken, den du uns gereicht hast, wenn wir dringend ans Ufer mussten. Du warst die gut verankerte Boje, an der wir anlegen konnten.

Die letzten Jahre bist du in stürmische Gewässer gelangt, unser Steuermann ist in Seenot geraten.
Doch auch da hattest du es immer wieder geschafft, mit nur einem Ruder das Land zu erreichen und dich in Sicherheit zu bringen.
In unserem Seemann steckte ein Kämpferherz, das hat dich ausgezeichnet und darauf sind wir stolz.

Nach einem anstrengenden Törn die letzten Monate hat Papa nun seinen Zielhafen erreicht. Unser Steuermann und Kapitän ist zum letzten Mal und für immer vor Anker gegangen.

Danke für alles, Papa!                                                                       06. November 2018

crikvenica1

In liebevoller Erinnerung an meinen PapaDas Foto ist von meinem Bruder, aufgenommen bei einer Bootsfahrt, gemeinsam mit dem Papa,  in Kroatien 2018.

5 Gedanken zu „Unser Kapitän“

    1. Liebe Patricia, ich danke dir von Herzen für deine Worte und natürlich auch fürs Dabeisein bei der Verabschiedung. Mein Papa hat sich diese Zeilen wahrlich verdient und es ist besonders schön, dass er sie am Krankenbett auch noch persönlich gehört hat. ❤ !

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      1. Ich schrieb meiner Großmutter nach vielen Wochen einen Abschiedsbrief und verbrannte ihn. Mir hat das geholfen als eine Art „Verarbeitungsphase“.
        Vielleicht wäre dies auch für dich eine gute Möglichkeit.

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