Ein Fotoshooting aus der Sicht des Pferdes
Oktober 2015
Die Frau kommt und putzt mich von oben bis unten,
jedes Dreck- und Staubfutzel wird gefunden.
Mähne und Schweif werden akribisch gepflegt,
ich frag mich: was sie heute mit mir hegt?
Eine fremde Dame kommt dazu, mit großem Gerät in der Hand,
streichelt und grüßt mich – „Hübscher“ hat sie mich genannt.
Meine Reiterin ein wenig nervös, das riech ich genau,
was ist denn heute bloß los mit dieser Frau?
Sie kommt jetzt mit Halfter, Knoti und allerhand Kopfgestück,
es wird beraten, gequatscht – ich hab Pause – was für `n Glück.
Dann ab in die Wiese, meine Frau neben mir,
darf ich hier fressen? es ruft die Gier!
Nein, darf ich nicht, das war wohl klar –
Jetzt steh ich da – na wunderbar!
Die Fremde mit dem schwarzen Gerät,
gibt rege Anweisungen und berät.
Mal hierhin, mal dahin, mal daneben, mal davor…
Meine Frau ist sehr aufmerksam und ganz Ohr.
Das Futter vor der Nase, muss ich stillstehn und nett schaun,
am Liebsten würd ich mir den Bauch mit Gras voll haun?!
Dann wieder zurück zum Anbindeplatz,
das Satteln geht heute Ratzfatz.
Das macht der Mann – die Frau ist verschwunden,
und die mit dem Gerät beim Umgebung erkunden.
Neues Kopfstück drauf und Frau wieder da,
mit neuer Kleidung und Hut und viel Trara!
Jetzt steigt sie auf, der Hund ist auch nun mit,
wir gehen die Straße entlang, aber nur ein Stück.
Wieder umdrehen, wenden und stehen,
ja Himmel – könnten wir nicht a bissl gehen?!
Die Füße vertreten und laufen, so wie der Hund an der Seite,
die Frau lacht lustig ins Gerät und ich guck in die Weite.
Meine Ohren passen nicht? Wieso denn das?
Kann sie quer legen – das macht mir Spaß!
Der Hund läuft rum wie ein Wirbelwind,
die Frau mit dem Gerät das lustig findt.
Dann wieder ab in die Wiese, das finde ich fein,
der Duft vom Gras steigt in die Nase mir rein.
Wieder nicht fressen, nur „Schönsein“ und nett gucken,
dabei fängt´s mich grad an, unter den Hufen zu jucken.
Die Frau mit Gerät meint „Mach ma Galopp?“
„Ohjaa, find ich super – jetzt aber Hopp!“
Die Reiterin da oben richtet sich noch ein,
Mensch, das dauert – find ich nicht so fein!
Bin schon ganz hibbelig und möcht endlich los,
die Frau da oben findet`s nicht so famos.
Spürt wohl meine Energie und rümpft schon die Nase,
und ich schwing die Hufe und Vollgas ich rase!
Mein´s nicht bös, find´s urlustig und bring mich ins Lot,
beim Bocken bekommt die da oben aber Wohnungsnot.
„Woody“ schimpft sie und hält sich am Horn,
ein paar Sprünge noch, dann sind wir gleich vorn.
Da vorn steht der Mann und grinst mit Genuss,
ich besinne mich jetzt, sonst gibt´s Verdruss.
Die mit dem Gerät lächelt und freut sich der Beute,
mit dem Galoppieren ist wohl Schluss für heute?!
Ab in den Wald, kein Problem – da bin ich dabei,
bin nun wieder cool und denk „Ist eh bald vorbei!“
Den Waldweg rauf, gute Luft und oben im Sattel die Frau,
freut sich nun wieder, weil ich nicht mehr renne wie Sau.
Wieder stehen, wenden und gucken ins Gerät,
die andere Frau wieder ganz schlau berät.
Die Reiterin wieder runter von meinem Rücken,
lächelt, streichelt mich und ist voller Entzücken.
Der Hut auf ihrem Kopf, der gefällt mir grad sehr,
mir ist langweilig, so ein Ding muss jetzt her.
Runter damit, dran knabbern und blödeln kann ich gut,
das macht der Frau mit dem Gerät auch wieder Mut.
Jetzt heißt es geduldig sein und wieder „Ohren-nicht-quer!“
Okay, okay, will kein Spielverderber sein und richte mich her.
Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich geschafft und ab auf die Weide,
mein Freund Jac kommt auch mit, damit ich nicht leide.
Wir laufen, wir bocken, hüpfen rum und haben Spaß,
die Frau mit dem Gerät ruft „Die Fotos werden sicher was!“
Meine Reiterin steht auch hier rum und lacht,
ja gut, wir haben einen netten Tag verbracht.
Doch besser ist´s hier und endlich darf ich fressen,
diesen Tag werde ich nicht so schnell vergessen!
Hab‘ ich’s mir doch gleich gedacht die Frau mit dem Hut bist Du .Dein Woody hat eine tolle Sprache 🐴
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Einfach herrlich! Und ich bin mir ganz sicher, dass Woody das alles auch genauso gedacht hatte! Wenn Pferde sprechen könnten …
Ich muss sagen, dass mir Pferde irrsinnig gut gefallen, auch wenn ich sie lieber nur aus einer bestimmten Entfernung beobachte; sie sind wunderbare Tiere, auch sehr intelligent und ich habe großen Respekt ihnen gegenüber. Für mich jedoch wären sie einfach zu groß, zu stark, sie als „Haustier“ zu halten und beim Reiten hätte ich Bedenken, dass sie mich abwerfen, weil sie meine Angst spüren – denn das tun sie, sie verfügen über sehr empfindliche „Antennen“ diesbezüglich.
Ich hätte auch nicht die starke Hand und die Konsequenz bei der Erziehung, damit sie mir nicht auf der Nase herumtanzen. Eine Bekannte von mir hat auch zwei Pferde und von ihr weiß ich, dass man schon manchmal durchgreifen muss und den Pferden nicht alles durchgehen lassen darf. So habe ich Katzen; die kann ich knuddeln, aber nur dann natürlich, wenn sie es auch wollen 😉 und was das Wichtigste ist: sie sind wesentlich kleiner als ich! 😊
Liebe Grüße
Sella
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Hallo Sella,
ich bedanke mich für deine Gedanken zu meiner Fotoshooting-Story.
Ja, Pferde haben sehr gute Antennen und die brauchen sie auch, sie sind ja Fluchttiere. Daher fühlen sie auch jede Gefahr (sogar, wenn ein ängstlicher Reiter am Rücken sitzt bedeutet das „Gefahr“).
Respekt vor den Pferden ist durchaus angebracht, aber der sollte natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen – auch Pferde sollten „Respekt“ vor uns Menschen haben. Damit meine ich, dass eine frühe Erziehung sehr wichtig ist – aber das ist bei jedem Lebewesen so: in jungen Jahren für eine gesunde, achtsame und wertschätzende Erziehung zu sorgen ist bei Kind, Pferd, Hund sehr wertvoll. 😉 Wenn ein 500-600 kg Lebewesen einem auf der Nase rumtanzt, kann das echt ins Auge gehen. – Etwas anders ist das wahrscheinlich bei Katzen – die lassen sich nicht erziehen 🙂 .
Danke nochmals und lieben Gruß
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