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Offen gesagt

Ein großer Koffer und eine Reisetasche würden schon im Schlafzimmer bereit liegen. Alle wichtigen Dokumente und Tickets würden gut sortiert, und wahrscheinlich in Klarsichthülle geschützt, neben der Handtasche startklar bereit liegen. Vorher wären noch einige Stunden an der Waschmaschine und am Bügelbrett verbracht worden und die letzten Instruktionen an die Töchter und die Freundinnen gegangen, die sich um die Pferde und den Hund kümmern würden.
Abflug Flughafen München morgen früh.
So lange ersehnt, diese Reise! So gut vorbereitet das Sightseeing. Pünktlich zur silbernen Hochzeit mittendrin im Herzen von Irlands Hauptstadt Dublin.

Unser erster Weg hätte bestimmt Richtung Temple Bar geführt. Am pulsierenden Nachtleben Dublins dichtgedrängt mit vielen anderen Touristen teilhaben, bei ein oder zwei guten Guinness, mit kleinen Schaumbärtchen an der Oberlippe, den malzigen, etwas süßen Geschmack im Kultlokal Temple Bar genießen. An einem kleinen Tisch vor dem Pub die Menschen beobachten, der Live-Musik von irischen Bands lauschen, einen Hauch von meiner Lieblingsband U2 erahnen, so wäre es wohl wunderschön bis spät nach Mitternacht. Wir könnten unser Englisch wieder aufpolieren bei der Unterhaltung mit Einheimischen und ein Glas bester Whiskey würde uns die Zunge lockern.

Am nächsten Tag wäre ich schon sehr neugierig auf St. Patrick’s Cathedral. Sie ist die größte Kirche Irlands und ist das Wahrzeichen von Dublin. Die Kathedrale ist sagenhafte 91 Meter lang und wurde im Jahre 1191 errichtet. Der Schriftsteller und einstige Dekan Jonathan Swift, der unter anderem Gullivers Reisen verfasste, hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden. Weiter würde es in Turnschuhen und bequemer Kleidung, mit einem kleinen Rucksack am Rücken, Richtung
Dublin Castle gehen. Das imposante Stadtschloss nimmt einen wichtigen Part in der Geschichte Dublins ein. Das Schloss inmitten der Altstadt stammt aus dem 10. Jahrhundert.
Nach einer gemütlichen Rast in einem guten Restaurant, mit Bedienung und ohne Maske, würden wir aufbrechen zu einer meiner liebsten Besichtigungen:
Das Trinity College mit allem, was dazugehört. Eine der weltweit ältesten Universitäten, welche 1592 eröffnet wurde. Jetzt, während ich das schreibe, stockt mir vor Aufregung der Atem, wenn ich an das absolute Highlight des Colleges denke – die Trinity Library mit dem Long Room. Dieser befindet sich innerhalb der Bibliothek und ist fast 65 Meter lang und beherbergt zahlreiche alte Bücher und Schriften von ungemeinem Wert.
Wenn ich meine Gedanken so weiterspinne, würde ich wahrscheinlich dort irgendwo Platz nehmen und diesen Anblick in mich einsaugen, würde gleichsam am Liebsten alle Bücher in die Hand nehmen, darüber streichen, den Duft einsaugen und mein Herz würde mir bis zum Hals schlagen. Nur wenige verstehen solche Emotionen wegen Büchern, mein Mann würde es verstehen!

Es bleibt weiter anzunehmen, dass ich im Anschluss an dieses wunderbare und einzigartige Erlebnis, etwas Hochprozentiges zu mir nehmen muss. Was bietet sich da besser an, als ein Besuch der Old Jameson Destillery. Hier hätten wir eine Führung mit anschließendem Whiskey-Tasting.

Nachdem dies ein sehr aufregender Tag in Dublin wäre, könnten wir am kommenden Tag eine kleine Auszeit gebrauchen und uns die Küste anschauen.
Der Weg würde uns in den einstigen Fischerort Howth führen, eine nettes Fleckchen Erde Irlands.
Oder auch eine kleine Wanderung entlang der Klippen Richtung Leuchtturm. Wer mich kennt weiß, dass ich das Meer und Leuchttürme liebe. Die steile Küste und die Aussicht vom Cliffwalk über das Meer dürften fantastisch sein.
Achja, oder wie wär´s mit etwas Mystik in Irland? Das gehörte doch auch dazu, finde ich. Am Besten in Glenn Dá Locha – das Tal der zwei Seen. Mitten in den Wicklow Mountains, ca. 50 Km südlich von Dublin. Hier liegt die alte irische Klosterruine und der alte Friedhof. Die Klostersiedlung in Glendalough ist die berühmteste und die wohl Schönste in ganz Irland. Oder aber auch Schloss Malahide Castle besichtigen, das inmitten seiner 100 Hektar großen Gärten thront.

Ganz begeistert bin ich von Irland, von Dublin und der Umgebung.


WENN ich denn auch dort WÄRE!
Letztes Jahr ist die geplante Reise anlässlich unserer Silberhochzeit dem Lockdown zum Opfer gefallen. Ich habe den Städtetrip dann auf dieses Jahr verschoben. Morgen wäre es so weit gewesen. WENN da nicht noch immer Corona wäre.
Eigentlich wären wir morgen in Dublin, sozusagen würde sich für mich ein Traum erfüllen. Streng genommen bin ich aber daheim und sehe mir in Wirklichkeit ein Foto von der Trinity Library mit dem Long Room an. An und für sich lässt sich so eine Reise sicher in einem anderen Jahr nachholen. Aber offen gesagt hängt mir dieses ewige Abwarten, Verschieben, Maskieren, dieses „anderen-nicht-mehr-nahe-kommen-können“, diese fehlende Herzlichkeit schon ziemlich dezent zum Halse raus.


Aber da ich nicht undankbar sein will, freue ich mich eben auf zwei Fixtermine heuer im Juli und im Spätsommer:
Ein Kursplatz für ein Wochenende zum Thema Kreatives Schreiben in der Oberpfalz und ein weiteres Schreibseminar Im Schreiben Ruhe und Kraft finden an einem See warten auf mich.

Bis dahin schau ich mir die Bücher in der Trinity Library am Foto an!

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Frauen

Gestern tönte es aus allen Kanälen – Weltfrauentag.
Ich habe mir selber ein Geschenk gemacht und mir ein Buch anlässlich dieses Tages geschenkt.
Beim ersten Reinlesen gestern Abend sind mir drei Zeilen besonders ins Auge gestochen und haben mich beeindruckt. Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, mag ich ja gern die mystischen Geschichten, in denen es um Göttinnen, „Hexen“, Brauchtum geht. Luisa Francia betont, dass sie lieber über „Zauberinnen“ spricht, als über Hexen (wenn wir uns ehrlich sind, hat das Wort ja tatsächlich durch die Inquisition Schaden genommen). In dem Wort Zauberin liegt ihrer Ansicht nach etwas Zauberhaftes, Wundervolles.

Es gibt drei Frauen, die mein Leben besonders bereichern und bunt machen, die mich prägen und tief berühren. Meine Mama und meine beiden Töchter! Meine Mama ist eine wahre Zauberin, sie hat uns stets Familiensinn, Achtsamkeit und ein respektvolles Miteinander gelehrt und sie ist wunderbar liebevoll und feinsinnig.
Bei meinen beiden Töchtern macht es mir viel Freude, ihre Wege zu betrachten, die sie gehen. Sie sind empathische, kämpferische (im positiven Sinne) Frauen, die wissen, was sie wollen und tüchtig voranschreiten. Sie haben Humor und das Herz am rechten Fleck. Ich bin dankbar, am Leben dieser drei Frauen teilhaben zu können.
Und wenn wir schon vom Herz sprechen: heute las ich die Zeilen von Wolf-Dieter Storl (der gerne über Göttinnen, Pflanzen, Natur schreibt):

Den Weg des Herzens gehen
Das heißt in erster Linie, mit sich selbst ehrlich zu sein, mit sich selbst im Reinen zu sein. Das zu tun im Leben, was einen wirklich interessiert. Das Leben ist viel zu kostbar, um dies nicht zu tun. Das Leben ist ein Geschenk. Das Wort Interesse im wahrsten Sinne des Wortes: inter =mittendrin und esse = sein, Essenz. Im Wesentlichen sein, darum geht es im Leben. Das ist das Beste. Da fühlt sich das Herz wohl und geborgen. Da tun wir von allein das Richtige.

Und nun lese ich wieder weiter im Buch von Luisa Francia. Tipp: sie führt ein Onlinetagebuch – salamandra.de

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Beobachtung

Jedes Jahr Ende Dezember mache ich eine ähnliche Beobachtung. Nach turbulenten, arbeitsreichen Tagen im Büro mit Jahreswechselarbeiten, fällt dann eine Last ab, wenn alles erledigt ist. Ich möchte dann nicht mehr auf Social Medias sein und „breche alle Brücken“ ab. Wie ein Stillstand ist das für mich. Ein „Atem-holen“ vor einer neuen Ausfahrt, wenn die Segel wieder gehisst werden und das Schiff wieder in See sticht.

Still wird´s dann immer bei mir. Still am Blog, still daheim. Still rundherum.

Nur das Knistern am Lagerfeuer, die Flammen, die erhellen und wärmen, die Raunächte, die ich täglich in Stille zelebriere, die Wärme der Familie vorm Christbaum.

Die Stille heuer an Silvester hat mir gut getan.

Ich wünsche all meinen treuen Bloglesern ein schönes Jahr 2021 mit viel Hoffnung, Vertrauen und Freude – auf dass es „besser“ werden wird.

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Segelschiffe

„Worte sind Luft. Aber die Luft wird zu Wind, und der Wind macht die Schiffe segeln.“                                                                                                               Arthur Köstler

Turbulente Wochen liegen hinter mir, sowohl privat, als auch beruflich. Derzeit glätten sich endlich die Wogen und ich warte auf die Muse. Kennt ihr das auch? Wenn rundherum eine steife Brise weht, dass die Kreativität darunter leidet? Mein Waldgeflüster-Segelschiff hat seit Wochen Flaute! Ein Dilemma. 

Ich bin auf der Suche, schau mich um nach Ausschreibungen zu den unterschiedlichsten Themen (Kurzgeschichten, Lyrik, ganz egal, alles darf sein) und liebäugle mit einem Schreibworkshop in meiner Nähe, der sich sehr vielversprechend liest. Vielleicht klappt es dann auch bald wieder, dass ich Worte zu Geschichten forme. 

Einstweilen verbringe ich noch qualitativ hochwertige Zeit mit den Pferden, spaziere mit dem Hund durch die Gegend und meine gute alte Freundin, die Sony-Kamera, ist auch wieder mit dabei. 

 

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Gedanken

globus-wo-tuts-denn-weh

Im Juni 2018 hat mich dieses Foto mit Text tief berührt und mich eine Geschichte schreiben lassen. Ich habe sie zu Kapitel 2 in meinem Untermenü „Mondgöttinnen“ gefügt.

Noch heute bewegen mich diese Zeilen auf dem Foto. Sie haben nichts an Gültigkeit verloren.

Warum kommen sie mir gerade jetzt in Zeiten von „Corona“ in den Sinn? Weil momentan die Zeit still zu stehen scheint, weil viele von uns sich vielleicht Gedanken machen, wie es nachher weiter geht. Schaffen wir es, halbwegs unbeschadet aus dieser Misere herauszugehen? Wie sieht es nachher am Arbeitsmarkt, in der Wirtschaft, Gastronomie, Hotellerie, Landwirtschaft, in unserem näheren Umfeld / Familie aus? Wir wissen es alle nicht.

Wenn ich könnte, würde ich im Anschluss daran Mutter Erde gerne fragen:

„Hat dir die Verschnaufpause gut getan? Hast du dich etwas erholt?“

Antwort werde ich keine bekommen, ich blicke dennoch jeden Tag Richtung Himmel, Richtung Straßen, horche in die Atmosphäre und rieche die Luft – mit ein wenig Phantasie lautet dann die Antwort klar und deutlich: „Ja, danke. Hat gut getan!“

Ich würde gerne hier den ersten Absatz meiner Geschichte nochmals einfügen. In dieser Story hatte das Mädchen einen Alptraum. Tief verbunden mit der Natur fühlte sie deren Schmerz. In diesem Kapitel ging es um die blutende Erdmutter, es gerät alles aus den Fugen.

Zwei Jahre später, im Hier & Jetzt, geht es um ein Virus, das nicht nur unser aller Leben ziemlich durchschüttelt, es könnte auch Trauer und Leid bedeuten. Hoffen wir das Beste! Seien wir zuversichtlich und krempeln wir nachher die Ärmel wieder hoch, mit Bedacht und Achtsamkeit. Wir alle sind gefordert.

Die Mondgöttin

Sie läuft barfuß hinter dem alten Hund her, ihre dunklen Locken, die bis zur Mitte des Rückens reichen, wehen im Sturm. Das geblümte Kleid klebt an ihren nackten Beinen, es ist durchnässt. „Hank! Warte auf mich!“ Das kleine Mädchen kann dem Hund nur schwer folgen, es weiß aber, dass er auf der Suche nach Schutz ist und ihm den Weg weisen wird. Hinter ihm öffnet sich der Boden, aus schmalen Kratern quillt eitrige Masse, vermischt mit lavaähnlicher Brühe, alles schwappt über seine Knöchel, es stinkt ganz ekelerregend und das Mädchen muss würgen. Es läuft weiter, der Wind peitscht Regen, Hagel und Schnee gegen sein Gesicht. Der Hund hält immer wieder an und wartet auf das Mädchen.
An einem Bachlauf springen Forellen aus dem Wasser, landen auf der blutenden Erde, schwänzeln verzweifelt in der Luft. Das Gewässer verfärbt sich blitzschnell dunkelrot und beißender Mief erfüllt die Umgebung. Bald haben sie den Wald erreicht. Hinter einer großen Hecke kriechen Schlangen, Würmer, Kröten und Echsen hervor, sie fliehen ebenso vor der sich öffnenden Erde. Aus den Baumrinden tropfen dicke, harzähnliche Absonderungen, die Äste kringeln sich ein, sind plötzlich tot, starr, es stinkt nach Ammoniak.
„Hank, hilf mir, ich kann nicht mehr!“ Das Mädchen ringt nach Luft, der Ammoniakgestank treibt ihm Tränen in die Augen. Es dreht sich um, die Schlangen, Echsen und Kröten folgen ihnen. Die Fußsohlen des Mädchens schmerzen, trotz Regen und Schnee beginnt der Wald nun zu brennen, fängt Feuer. Der Himmel verdunkelt sich und es kann nichts mehr sehen. Nun ist der Hund an seiner Seite und führt es weiter. Vor ihnen teilt sich plötzlich der Weg, das Mädchen nimmt Anlauf und springt dem Hund hinterher, stolpert und versinkt mit einem Fuß im Morast. Das Mädchen schreit auf, mit Händen und auf Knien versucht es, sich aus dem Abgrund zu befreien. Sein Herz schlägt bis zum Hals, es weint und fleht und krabbelt auf allen Vieren weiter … Schlangen streifen seine Hände und Arme, schlingern an ihm vorbei.
Dann, endlich, sieht das Mädchen vor sich einen Felsvorsprung und dahinter eine große Weide, die von all diesem Unheil verschont geblieben scheint. Hank legt sich unter die Weide ins saftige Gras und wartet auf das Kind. Den Hund umarmend legt es sich dicht neben ihn, zitternd am ganzen Leib, und gemeinsam schauen sie dem grauenvollen Schauspiel zu, das um sie herum passiert.
„Mutter Erde, Mutter Erde, was ist mit dir? Wo tut‘s denn weh?“, schreit das Mädchen laut in den Abendhimmel.

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